SCHULTERBLICK FORSCHUNG – Spannende Untersuchungen eiszeitlicher Felskunst auf Sizilien

von Holger Neumann
Neue Forschung aus Sizilien

Seit November 2014 schreibt Gianpiero di Maida am Graduiertenzentrum an der Universität Kiel seine Dissertation u.a. über Aspekte der späteiszeitlichen Felskunst auf Sizilien. Auf der Insel ist eine Reihe von Bilderhöhlen, die dem Epigravettien (auf Sizilien zwischen 15.500 und 12.000 Jahren vor heute) zugeordnet werden, bekannt.

Im Rahmen der Dissertation soll ein Teil dieser Fundstellten auf den aktuellen Stand der Forschung gebracht werden. Hierzu zählt u.a. die präzise Dokumentation der Felsbilder mit hochauflösenden 3D-Scans.

Das Neanderthal Museum hat dieses spannende Forschungsprojekt von Beginn an unterstützt. Bereits im Jahr 2012 wurden in der Grotta di Cala dei Genovesi Felsbilder gescannt.

Jetzt war der 3D-Scanner wieder auf Sizilien im Einsatz. Diesmal hatten wir die außergewöhnliche Gelegenheit, Gravierungen in der Grotta dell’Addaura nahe bei Palermo zu dokumentieren. Die Höhle ist vor allem für die Darstellungen von anthropogenen Figuren bekannt, die in der Eiszeitkunst in Europa ihresgleichen suchen.

In einem ersten Arbeitsschritt wurde das komplette Bildfeld mit einer Fläche von rund 3m x 2,5m mit einer Auflösung von 0,35mm pro Pixel aufgenommen. Dazu sind über 130 Einzelscans notwendig, die dann zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Details zur Rekonstruktion der Biographie des Bildfeldes wurden an sieben verschiedenen Stellen mit einer Auflösung von 0,1mm pro Pixel gescannt. Auf diese Weise können Überlagerungen von Linien, Aussplitterungen bzw. Beschädigungen sehr gut sichtbar gemacht und untersucht werden.

Das Scannen selbst bedurfte oft Improvisationskunst, denn das Gerät muss mit einem Abstand von 70cm möglichst im rechten Winkel zu der zu scannenden Fläche in Position gebracht werden. Nicht ganz leicht, bei einem solch großen Bildfeld.

Die gescannten Feldbilder werden nun im Anschluss an ihre Nachbearbeitung und Auswertung in der NESPOS-Datenbank abgelegt werden.

Im Anschluss an die Scanarbeiten wurden durch das Team um João Zilhão (Universität Barcelona) und Dirk Hoffmann (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig) Gravierungen überlagernde Kalzitschichten beprobt, um mittels naturwissenschaftlicher Datierungsverfahren ein Minimalalter für der Felsbilder zu bekommen.

Mit bestem Gruß, Andreas Pastoors

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