‘Rumänische Höhlenmalerei entpuppt sich als älteste Mitteleuropas’ – Ein Kommentar

von Neanderthal Museum
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Jede neue Entdeckung einer Höhle mit Bildern aus der Steinzeit wird zu Recht als eine Sensation gefeiert: auch die in Coliboaia in Rumänien (spektrumdirekt). Eine weitere Kostbarkeit aus der Zeit unserer Vorfahren dürfen wir bestaunen.

 Aus Rumänien ist meines Wissens nur eine weitere Bilderhöhle bekannt (Cucuilat); darüber hinaus gibt es im Ural mit Kapova und Ignatievka zwei weit über das Land hinaus bekannte eiszeitliche Bilderhöhlen. Dass so weit entfernt vom Zentrum der Bilderhöhlen in Südwesteuropa überhaupt Fundstellen mit einem vergleichbaren Motivspektrum gefunden werden, ist etwas Besonderes. Es zeigt, dass die eiszeitlichen Jäger und Sammler über einen langen Zeitraum ähnliche Konventionen in ihrer bildlichen Ausdrucksweise besaßen. Dies ist nichts Neues. Auch lässt sich aufgrund der Neuentdeckung in Coliboaia keine verbesserte Vernetzung der Eiszeitjäger über ganz Europa postulieren. Mit welchem Argument? Überraschend ist zudem die Geschwindigkeit, mit der die Bilder als die ‘ältesten Mitteleuropas’ eingestuft werden. Gerade Jean Clottes, den ich als sachorientierten Kollegen schätze, hat doch mit Chauvet die Erfahrung gemacht, wie sehr man sich bei der Alterseinschätzung täuschen kann, wenn man sich allein auf den Stil der Bilder verlässt. Denn die vermeintlich ältesten Höhlenbilder der Welt, könnten stilistisch deutlich jünger sein – doch das ist ein ganz anderes Problem.

Alterseinschätzungen mit Hilfe des Stils funktionieren nur in gut erforschten kleinräumigen Regionen wie den Pyrenäen zuverlässig. Nun soll die Datierung eines Bärenknochens das hohe Alter der Bilder in Coliboaia bestätigen. Es bleibt zu hoffen, dass der gewählte Knochen mit dem Aufenthalt des eiszeitlichen Menschen in Verbindung zu bringen ist (z. B. durch Schnittspuren).

Noch ist meines Erachtens das genaue Alter der Bilder ungeklärt. Die Motive und die Platzierung im Innern der Höhle sprechen für einen eiszeitlichen Kontext. Neben der alleinigen Beschäftigung mit den Bildern und der Höhle wäre wichtig zu erfahren, ob es weitere archäologische Funde in der Höhle gibt und wie der archäologische Kontext im Umfeld der Höhle (Apuseni-Gebirge) aussieht. Nur so ist es möglich, sich einen guten Eindruck von der Bedeutung der neu entdeckten Bilderhöhle in Coliboaia zu machen.

Mit besten Grüßen, Andreas Pastoors

P.S. Das Foto stammt von Andrei Posmosanu, rumänische speleologische Föderation (FRS) und stellt möglicherweise einen Nashornkopf dar.

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