Unser Scheiterhaufenexperiment erobert die Forscherwelt!

von Neanderthal Museum

Mit Spannung habe ich der diesjährigen Tagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e.V. (www.exar.org), entgegen gefiebert, da unsere ehemalige Volontärin in der Museumspädagogik Jana Hugler und ich hier unser Scheiterhaufenexperiment vorstellen durften. Die Tagung fand in diesem Jahr vom 08. bis 10. Oktober in den Räumlichkeiten der Freien Universität Berlin statt. Das Motto der Tagung lautete: Experimentelle Archäologie an den Universitäten. Somit fiel unser Beitrag offiziell etwas aus dem Rahmen. Auf den Tagungen der exar gibt es allerdings immer Freiraum für Beiträge außerhalb der Tagungsordnung.

Noch einmal zur Erinnerung: Zur Vorbereitung auf unsere Sonderausstellung „Galgen, Rad und Scheiterhaufen – Einblicke in Orte des Grauens“, die im Museum vom 20. Februar bis 27. Juni diesen Jahres zu sehen war, wurde im Dezember 2009 ein Experiment zur Scheiterhaufenverbrennung durchgeführt. Grundlage für den Versuch waren die Aufzeichnungen des Lemgoer Scharfrichters Johann E. Clausen (1763-1842) zur Bauweise eines Scheiterhaufens. Das Hauptinteresse des Versuchs lag auf der Überprüfung der beschriebenen Konstruktion, der Dauer der Hinrichtung sowie der damit einhergehenden Umstände, wie Rauch- und Geruchsintensität. Zudem sollten Rückschlüsse auf mögliche Hinterlassenschaften dieser Hinrichtungsart im archäologischen Befund gezogen werden.

Unser Vortrag stieß im Publikum auf viel Interesse, so dass sich eine kleine Diskussion im Anschluss ergab. Besonders erfreut waren wir über die Anwesenheit von Dr. Rosemarie Leineweber, Gebietsreferentin des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalts, die mit ihrem Team bereits vier Scheiterhaufenexperimente, allerdings zur Rekonstruktion der Verbrennung als Bestattungssitte, durchgeführt hatte. Diese sehr gut publizierten Experimente lieferten uns Vergleichsdaten und halfen bei der genaueren Planung unseres Experiments. In einem anschließenden Erfahrungsaustausch mit Frau Leineweber ließen sich so für uns noch offene Fragen klären.

Im Anschluss an viele spannende Vorträge ließen wir die Tage im Museumsdorf Düppel und im Institutsgarten der Prähistorischen Archäologie ausklingen, wo wir u.a. aus Lehmbacköfen verköstigt wurden. Hier war Zeit, mit „alten“ Bekannten wie Markus Klek, der auf unserem letzten Sommerfest steinzeitliche Gerbetechniken vorgeführt hatte, zu plaudern.

Die Exkursion am Sonntag führte uns auf die Museumsinsel, wo wir durch das Neue Museum geführt wurden.

Kaum zurück von der Tagung konnten wir die neue Ausgabe der Ethnographisch-Archäologischen Zeitschrift in den Händen halten, in der unser Experiment samt Auswertung umfassend publiziert wurde. Das nenne ich `mal eine runde Sache! Für alle Interessierten hier der Literaturverweis: Graefe, J; Hugler, J., Pingel, Cl; Niven, L. & Orschiedt, J., Ein Scheiterhaufenexperiment aufgrund der Bauanleitung des Johann Ernst Clausen, Scharfrichter zu Lemgo. Ethnogr.-Archäol. Z. 50, 2009, S. 601-626.

Viel Spaß beim Lesen wünscht,

Claudia Pingel

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