Schulterblick Forschung – Geowissenschaftliche Proben aus portugiesischen Fundstellen

von Neanderthal Museum

Ein Team des SFB 806 „Our Way to Europe“ (www.sfb806.uni-koeln.de) war eine Woche in Portugal unterwegs, um Proben für Sedimentanalysen und Datierungen aus drei Fundstellen zu nehmen. Nachdem seit 2009 schon mehrere spanischen Fundstellen untersucht werden konnten, waren wir jetzt erstmals in Portugal. Die Arbeiten wurden gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern der Universidade do Algarve (www.fchs.ualg.pt/Departamentos/DHAP) und der University of Louisville durchgeführt. Wir haben nördlich von Lissabon in den Fundstellen Lapa do Picareiro und Praia Rei Cortiço begonnen. Picareiro ist eine Höhle im Gebirge mit einer Besiedlungsgeschichte, die etwa vor 30.000 Jahren begann und bis zu den ersten Ackerbauern in der Nacheiszeit reicht. Die Sedimente sind aus lauter kleinem Schutt aufgebaut, der durch Gefrieren von der Wand abgeplatzt ist. Eine ganz andere Fundsituation liegt in Praia Rei Cortiço vor. Direkt an einer Steilküste am Atlantik haben sich mächtige Reste eines alten Moores erhalten, die durch die Wellen des Meeres freigelegt worden sind. Das Moor hat sich in der letzten Warmzeit vor etwa 100.000 Jahren gebildet. Am Rande des Moores hatten offenbar Neanderthaler einen Lagerplatz aufgeschlagen. An vom Feuer gebrannten Silexartefakten versuchen die Kollegen aus Köln nun das Alter der Fundstelle näher zu bestimmen.

Ganz im Süden an der Algarve liegt die dritte Fundstelle Vale Boi. Am Fuße eines Kalksteinmassivs finden sich großflächig Reste eiszeitlicher Jäger und Sammler. Auch hier setzte die Besiedlung vor etwa 30.000 Jahren ein. In den Sedimenten suchen wir nach Klimasignalen mit dem Ziel, ihren Einfluss auf die kulturelle Entwicklung besser zu verstehen. Wir haben etwa 100 Sedimentproben im Gepäck. Die Hälfte davon haben wir gleichmäßig auf alle Mitreisenden verteilt werden, um das Limit der Lufthansa für Fluggepäck voll ausnutzen zu können. Die andere Hälfte reist bereits mit der Post ins Neandertal. Morgen fliegen wir wieder zurück.

Mit besten Grüßen aus dem Süden Portugals

Gerd-Christian Weniger

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