Klein, Rund und Gelb…

von Holger Neumann

Sandkorn für Sandkorn rieselt es aus ihr.

Jeden Tag. Immer wieder.

Unendlichkeit und Vergänglichkeit – diese Begriffe charakterisieren sie.

Jeder, der das Neanderthal Museum schon einmal besucht hat, kennt sie.

Ganz am Anfang, hinter der Feldhofer Grotte und der Geschichte zum Neanderthalerfund, steht sie.

Die Sanduhr.

Sie soll symbolisch die Ausmaße vermitteln, die Evolution und Leben in Beziehung zur Zeit haben.

Vor fünf Milliarden Jahren entstand die Erde, vor vier Milliarden Jahren entstanden die ersten Lebewesen – die Einzeller. In fünf Milliarden Jahren wird die Erde untergehen.

Für jedes Sandkorn das fällt, steht ein Jahr. Ein menschliches Leben dauert hier nicht einmal eine Sekunde. Denn in einer Sekunde fallen ca. hundert Sandkörner. Wartet man fünf Minuten, befindet man sich also theoretisch in der Zeit, in der der Neanderthaler hier auf der Erde lebte. Elf Stunden braucht es, bis man symbolisch die Zeit abgewartet hat, die der Mensch und seine Vorläufer auf der Erde lebten. Und in 440 Tagen hätte man dann die Zeitspanne überdauert, seit dem es Leben auf der Erde gibt.

Dimensionen die ein Mensch nicht begreifen kann.

Mit der Sanduhr ist dies etwas einfacher. Mit Zwei ein halb Tonnen Sand versucht sie den Besuchern des Museums auf die Sprünge zu helfen, wenn es zunächst darum geht, Evolution in zeitliche Sphären zu zwängen. Dann nämlich erst versteht man sich und die menschliche Art des Homo sapiens sapiens in die biologische Entwicklung einzuordnen. Einzuordnen in den Kontext seiner Ahnen und allen restlichen Lebewesen auf der Erde.

Aber läuft die Sanduhr in der Ausstellung wirklich unendlich? Gibt es keinen Anfang und auch kein Ende? Sind immer Sandkörner vorhanden, um herunterzugleiten? Auf die anderen Sandkörner, die vor diesem einen Korn gefallen sind?

Natürlich nicht!

Einmal aus dem Trichter oben gefallen, landen die Körner zunächst auf einer runden Platte. Diese sieht der Besucher. Mehr nicht.

Von dieser runden Platte rutschen die Körnchen natürlich irgendwann ab. Dann, wenn neuer Sand nachrutscht und sie verdrängt.

Sie fallen in einen Auffangbehälter, wo sie einen Museumstag lang gesammelt werden. Also ca. acht Stunden. Nachts passiert nichts. Denn dann gibt es keinen Sand mehr oben im Trichter. Er ist – der Schwerkraft sei Dank – nach unten gerieselt.

Morgens um ca. acht Uhr wird es dann laut in der Dauerausstellung: Ausgehend von diesem „Sandkorn-Sammelbehälter“ führt ein Rohr (ähnlich dem eines Staubsaugers) durch den rechten Fuß der Sanduhr nach oben. Und von da oben wird er angesaugt, der Sand. Durch den anderen, den linken Fuß, führt ein weiteres Rohr. Dieses Rohr und seinen Anhang kann man sich tatsächlich wie einen Staubsauger vorstellen. Natürlich mit viel mehr Saugkraft. Es saugt den Sand nach oben. Abgehalten durch ein Sieb fällt dieser wieder in den Trichter. Und damit es nicht direkt wieder anfängt zu rieseln, wird der obere Trichter mit einer kleinen Platte verschlossen. Erst wenn alle Sandkörnchen nach oben gesaugt wurden, öffnet sich dann der Durchlass des Trichters und die Unendlichkeit der Evolution nimmt, wie jeden Tag im Neanderthal Museum, wieder ihren Lauf!

Lieben Gruß aus der Mediathek

Saskia Hucklenbruch

 

 

 

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